Strategie

Die Museumskommission hat die strategischen Ziele 2023–2026 und Massnahmen ab 2023 des Museums Zofingen gutgeheissen. Der Stadtrat Zofingen hat sie zur Kenntnis genommen.

Museum Zofingen Strategische Ziele 2023–2026 und Massnahmen 2023

Trägerschaft

Die Ortsbürgergemeinde Zofingen betreibt das Museum und ist zuständig für die Sammlungen.
Die Einwohnergemeinde Zofingen ist zuständig für den Unterhalt des Gebäudes.

Team

Das Museum Zofingen arbeitet nach den ethischen Richtlinien des International Council of Museums (ICOM).
Das Museum verfügt über eine Stelle mit einem Pensum von 60%.

  • Leitung Kultur & Gesellschaft: Annina Beck
  • Mitarbeiterin Museum: Anne-Sophie MacDougall
  • Museumskommission unter der Leitung der Stadträtin Rahela Syed und den Kommissionsmitgliedern Hans Althaus, Annina Beck, Hans-Peter Blättler, Uta Bossert, Andy Giger, Matthias Thoma und Marcel Thueler.
  • Museumsfreiwillige: Isidor Affentranger, Jürg Bärlocher, Silvio Bucher, Marisa Esteves, Barbara Flückiger, Claude Furginé, Doğan Kartal, Lisa Käser Sommer, Fulya Kocan, Melina Krokou, Susanna Lex, Edith Meyer, Thomas Mielke, Silvano Nünlist, Ursula Steinmann, René Strub, Angela Tollardo, Karla Waeny, Madeleine Weishaupt, Michael Weber, Verena Widmer und weiteren.
  • Collection Managerin für Zoologie, Botanik und Geologie: Janine Mazenauer
  • Recherchen & Texte: Sarah Caspers, Historikerin
  • Recherchen & Vermittlung: Franziska Schmid-Schärer, Kunst- und Architekturhistorikerin
  • Vermittlung & Ausstellungen: expositu, Léonie Süess, Jeffrey Wolf, Jonas Bürgi, Levyn Bürki, Matthias Foff, Nina Hurni
  • Vermittlung: Stadtführerinnen und Stadtführer Zofingen
  • Grafik: Nick Billinger–Visuelle Gestaltung
  • Museumsempfang Mittwoch Nachmittag: Mirjam Berner
  • Museumstechnik: Daniel Bracher, Roman Sonderegger
  • Hauswarte: Bruno Giger, Alex Weber, Andreas Burkhalter
  • Reinigung: Sonia Amaral, Jasna Danilovic, Nadja Marras, Aleksandra Petrova, Jasmin Streubel
  • Programmierung Website: Stefan Bauer, databauer

Projekte

  • Projekt Scholl Filme
    Fachliche Begleitung: Memoriav, Kompetenzstelle für audiovisuelles Kulturgut, Cécile Vilas und Felix Rauh; Projektleitung: Alexandra Rietmann; Expertise & Konservierung: David Pfluger

Kooperationen

Gründung

Zwei Freunde gründen ein Museum
Das Museum Zofingen öffnete 1901 als «Bibliothek-Museum Strähl-Fischer». Möglich machten dies Gustav Rudolf Strähl und Hermann Fischer-Sigwart. Ersterer schenkte der Ortsbürgergemeinde Zofingen 150 000 Franken und leitete den Bau ein, letzterer steuerte seine naturkundlichen Sammlungen bei.

Gustav Rudolf Strähl-Strähl (1845-1929): der Mäzen


Gustav Strähl, um 1860. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.

Der Zofinger Kaufmann Gustav Strähl schenkte der Ortsbürgergemeinde einen Teil seines Vermögens, um ein Museum zu bauen. Strähl wuchs in einer Arztfamilie in der Villa Rosenberg in Zofingen auf. Seine Mutter stammte aus der Industriellenfamilie Suter. Sie verstarb, als Gustav elf Jahre alt war. Nach der Primar- und Bezirksschule in Zofingen besuchte Strähl eine private Lehranstalt in Basel. Dann trat er in Avignon eine kaufmännische Lehre an. Wahrscheinlich hatte ihm der Grossvater mütterlicherseits die Lehrstelle vermittelt. Dieser leitete in Zofingen die Rotfärberei, die Garne und Tücher mit Krapp färbte. Die Färberpflanze bezog Johann Rudolf Suter in Avignon, einem Zentrum des Krapp-Anbaus.

Ob Strähl über die Lehrzeit hinaus in Avignon blieb, ist unklar. 1875 starb sein Grossvater. Gustav übernahm die Rotfärberei zusammen mit seinem gleichaltrigen Cousin Johann Rudolf Suter (der gleich hiess wie der Grossvater).


Die Rotfarb am Mühletych, Stich von Eugène Humbert, um 1830.

1875 heiratete Strähl Bertha Lydia Strähl (1852-1878), die Tochter eines Zofinger Anwalts. Der gemeinsame Vorfahre des Paars war ein Ururgrossvater. Nur drei Jahre später verstarb die Gattin. Strähl zog sich aus der Firma zurück.


Die Ehefrau Bertha Lydia Strähl-Strähl, um 1875. Ölgemälde von Ernst Stückelberg. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.

1889 liquidierten Suter und Strähl die Rotfärberei. Nach anfänglicher Mechanisierung hatten sie den Betrieb nicht weiter modernisiert. Nachdem sich preiswertere synthetische Farbstoffe durchgesetzt hatten, lohnte sich die Produktion nicht mehr.

Gustav Strähl als Sammler
Zwischen 1887 und 1899 unternahm Strähl weite Reisen und hielt darüber Vorträge beim Schweizerischen Alpenclub (SAC). Aus den Protokollen der Sektion Zofingen sind einige seiner Reiseziele bekannt: Strähl bereiste Italien, den Orient und Griechenland, Nordafrika, Indien, Südostasien, China, Japan und die USA. Er brachte viele Reiseandenken mit, die er später dem Museum Zofingen übergab.


Das Kabinett mit den ethnografischen Sammlungen. Fotografie von W. Müller, Zofingen, für die Zeitschrift «Schweizer Familie», 1906.

Hermann Fischer-Sigwart (1842-1925): der Naturforscher


Hermann Fischer-Sigwart, datiert 1926. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.

Der Zofinger Apothekersohn besass von 1870 bis 1903 die Apotheke in der Unterstadt. Seine Leidenschaft galt aber der Naturbeobachtung. Nachdem Fischer die Apotheke verkauft hatte, baute er sich in den Rebbergen Zofingens ein Häuschen, seine «Eremitage». Dort widmete er sich ganz dem Naturstudium. Besonders am Herzen lagen ihm die Amphibien, was ihm den Übernamen «Krötenvater» eintrug. Fischer veröffentlichte über 400 Bücher und Artikel zur Naturkunde, wofür er einen Ehrendoktortitel der Universität Zürich erhielt. Als Gründungsmitglied der Naturschutzkommission und als Präsident des aargauischen Tierschutzvereins war er einer der ersten Naturschützer in der Schweiz.

Fischer war dreimal verheiratet: Mit seiner ersten Frau Emma Hürsch hatte er fünf Kinder. Vier Jahre nach ihrem Tod heiratete er Amalie Sigwart und nachdem auch sie verstorben war, heiratete er deren Schwester Rosa, die bereits im Haushalt lebte. Fischers Frauen führten die Apotheke, während er sich seinen Studien widmete. Im Laufe der Jahre legte er eine riesige naturkundliche Sammlung an, die er dem Museum Zofingen schenkte.

Die Gründung des Museums Zofingen
1896 und noch einmal im Jahr darauf bot Gustav Strähl der Ortsbürgergemeinde an, ein Museum zu stiften. Der Bau sollte neben seiner eigenen Sammlung von Reiseandenken und den naturkundlichen Sammlungen seines Freundes Hermann Fischer auch die Stadtbibliothek beherbergen sowie die bereits bestehende historische Sammlung Zofingens. Anfänglich plante Strähl, seine Schenkung von 100 000 Franken testamentarisch zu regeln. Wenig später entschloss er sich, das Museum so schnell wie möglich bauen zu lassen und erhöhte den Betrag auf 150 000 Franken, unter der Bedingung, dass die Ortsbürgergemeinde ein Darlehen von 170 000 Franken aufnehme für den Museumsbau. Den Bauplatz an der Nordseite des Schulhausareals stellte die Ortsbürgergemeinde unentgeltlich zur Verfügung.

Statt der geplanten neun Monate dauerte es über zwei Jahre, bis das Museum am 19. September 1901 öffnete. Der Stadtammann wünschte dem Museum, dass es «seinen bildenden und erzieherischen Zweck nicht nur bei der benachbarten Schule» erreiche, sondern «auch der reifern Jugend, sowie dem ältern Geschlecht dienstbar gemacht» werde. Es solle den Verstand fördern, aber auch auf Herz und Gemüt wirken.


Postkarte mit dem Museum Zofingen, drei Jahre nach der Eröffnung. Fotografie von H. Guggenheim, 1904, © Museum Zofingen, Archiv.

Sarah Caspers, Mai 2023

Ein Palazzo für Zofingen

Am Rand von Zofingens Altstadt steht ein prunkvoller, italienisch anmutender Palazzo: Das Museum Zofingen. Wie kam die Kleinstadt um 1900 zu diesem Prachtbau?

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts liessen die meisten Städte ihre mittelalterlichen Befestigungsanlagen schleifen. Dadurch entstand angrenzend an die Altstädte Freiraum. Zofingen nutzte diesen für Grünanlagen sowie für öffentliche Gebäude wie ein Schul- und ein Schützenhaus – und für ein Museum.


Auf der ersten Darstellung des geplanten Museums lässt der Zofinger Künstler Hans Hool im grosszügigen Park rund ums Museum Bananenbäume und Palmen wachsen. Hans Hool, um 1899, © Museum Zofingen, Archiv.

Ein Museum wie ein Palast
Der Zofinger Museumsbau ahmt die Architektur von Florenz nach zur Zeit der Renaissance, im 15. Jahrhundert. Dort liessen sich Wohlhabende herrschaftliche Wohnsitze errichten, so genannte Palazzi. Der Museumsbau von Zofingen greift viele Elemente dieser Palast-Architektur auf: In der Mitte der Hauptfassade befindet sich das grosse Portal, zu dem eine geschwungene Treppe führt. Horizontale Gesimse gliedern die drei Geschosse. Am Sockelgeschoss dominieren Sandsteinquader, in den oberen Stockwerken betonen sie die Gebäudeecken und Fensterbogen.


Das Museum Zofingen ist im Stil eines florentinischen Palazzo erbaut. 2023, © Foto Franziska Schmid-Schärer.

Bei der Eröffnung des Museums liessen sich die am Bau beteiligten Männer sowie Zofinger Politiker auf der Freitreppe fotografieren. Zuvorderst stehen die Gönner Hermann Fischer-Sigwart (1.v.l.) und Gustav Strähl (3.v.l.) sowie der Architekt Emil Vogt (4.v.l.). Der Herr mit Bart und Hut vor der linken Säule ist der Künstler der Sgraffito-Fassade, Seraphin Weingartner. Fotografie von J. Naef-Hort, 19. September 1901, © Museum Zofingen, Archiv.

Sgraffiti ­– gekratzte Bilder
Die Hauptfassade ist mit Sgraffiti dekoriert. Sgraffiare bedeutet kratzen: Der Sgraffito-Künstler ritzt die Motive in die obere Kalkfarbe, so dass die darunterliegende Kalkschicht zum Vorschein kommt. Diese Technik erreichte nach 1400 in Florenz ihren Höhepunkt. Sgraffiti zierten dort Fenster, Tore, Erker und Giebel der Paläste. Die Sgraffito-Dekoration am Museum Zofingen schuf der Luzerner Kunstmaler Seraphin Weingartner (1844-1919).


Bei den Sgraffito-Dekorationen stechen Medaillons mit Porträt-Köpfen hervor. Die dargestellten Persönlichkeiten lassen sich heute nicht mehr eindeutig identifizieren. Es dürfte sich um Geistesgrössen aus der Renaissance handeln, die zur Bestimmung des Gebäudes als Museum und Bibliothek passten: Erasmus von Rotterdam, Dante Alighieri, Leonardo da Vinci oder Raffael. Der behelmte Kopf über der rechten Nische könnte den mittelalterlichen Zofinger Stadthelden Niklaus Thut darstellen. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.


An der Nord- und Südfassade sind je zwei Medaillons mit einander zugewandten Paaren abgebildet. Im 15. Jahrhundert liessen sich die Stifter von Kunstwerken auf solche Weise darstellen. Vielleicht verewigte der Sgraffito-Künstler hier die Gönner Gustav Strähl und Hermann Fischer mit ihren Frauen Bertha Lydia Strähl und Rosa Sigwart im Stil von Renaissance-Paaren. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.

Reiche Ausstattung im Inneren
Das Museum Zofingen ist auch im Inneren üppig dekoriert: Treppenhaus und Ausstellungssäle präsentieren sich ebenfalls in historisierendem Stil. Spezialisten aus Luzern schufen die Dekorationsmalereien und Stuckaturen im Stil der Neu-Renaissance.


Thomas Clavadetscher führte 1901 die Malereien aus und Karl Weidmann die Stuckdecken. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.


Medaillons mit dem Monogramm MZ stehen für Museum Zofingen. 2023, © Museum Zofingen, Foto Roger Wehrli.

Der Architekt Emil Vogt (1863-1936)
Der Mäzen des Museums Zofingen, Gustav Strähl, beauftragte den Luzerner Emil Vogt mit dem Bau. Vogt hatte an der Eidgenössisch Technischen Hochschule in Zürich Architektur studiert und sich der italienischen Bautradition zugewandt. Als in Luzern Ende des 19. Jahrhunderts der Tourismus in Schwung kam, plante Vogt zahlreiche Hotelbauten. Bald erhielt er auch Aufträge für Hotels in Rom, Florenz, Neapel, Köln, Kairo und Athen.

Vogt interessierte sich für technische Neuerungen und realisierte im Osttrakt des Grand Hôtel National in Luzern eine der ersten Eisenbeton-Konstruktionen in der Schweiz. Dieses Verfahren hatte der französische Bauingenieur François Hennebique 1892 patentieren lassen. Das so genannte Hennebique-System wandte Vogt auch für das Museum Zofingen an. In der Konstruktion folgte er damit der neusten Technik, während er traditionelle Architekturformen wählte.

Museumsboom um 1900
Um 1900 befanden sich Museums-Sammlungen vorwiegend in bereits bestehenden Gebäuden, die nicht als Museum geplant worden waren. Städte begannen nun, für Museen eigene Bauten zu errichten. 1898 eröffnete in Zürich das Landesmuseum. In der Umgebung von Zofingen besassen bereits Luzern und Olten Museen in eigenen Gebäuden. In Aarau gab es mit dem Naturalienkabinett, dem kantonalen Antiquarium und dem Gewebemuseum am Ende des 19. Jahrhunderts drei Museen. Aber nur das Gewerbemuseum erhielt mit einem Anbau an die Villa Fehr einen Museumsneubau.

Zofingen war die erste Gemeinde im Kanton Aargau, die von Grund auf ein Museum bauen liess. Für eine Kleinstadt, in der weniger als 5000 Menschen lebten, war das aussergewöhnlich.

Bedrohte Dekoration
In den 1930er-Jahren wurden die Sgraffiti an den Fassaden renovationsbedürftig, doch der Ortsbürgergemeinde fehlten die notwendigen Mittel. Die Sammlungen wuchsen stetig, so dass man im Dachgeschoss neue Ausstellungsflächen schuf und davon absah, die Fassaden zu renovieren. Die Schäden an Dach und Mauern nahmen zu, doch der Stadtrat widersetzte sich der Forderung, den Fassadenschmuck durch gewöhnlichen Verputz ersetzen zu lassen.

1955 erhielten die Sgraffiti eine erste Restaurierung. Unter der Beratung des Bündner Sgraffito-Spezialisten Iachen Ulrich Könz ergänzte der Restaurator Heinz Balmer die Fehlstellen. 2003 erfolgte durch Heinz Schwarz und Gertrud Fehringer die nächste Restaurierung. Jahrelang war Wasser zwischen Putz und Mauerwerk eingedrungen, das den Verputz abplatzen liess.


Um die Sgraffiti dauerhafter zu sichern, spritzte die Restauratorin Kieselsäureester über den Verputz. 2003, © Heinz Schwarz.

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war Sgraffito eine beliebte Technik, um Fassaden zu dekorieren. Viele Sgraffiti wurden im Lauf der Zeit entfernt, weil sich der Geschmack geändert hatte. Umso bemerkenswerter ist es, dass die künstlerisch hochwertigen Sgraffiti am Museum Zofingen erhalten geblieben sind.

1992 wies die Kantonale Denkmalpflege Aargau das Museum Zofingen auf Gemeindeebene als schützenswert aus; seit 2004 steht es unter kantonalem Denkmalschutz.

Franziska Schmid-Schärer, Mai 2023

Depot

Das Museum Zofingen verfügt über vier Depots, in welchen die Sammlungen eingelagert sind.

Öffnungszeiten

Mittwoch, 14–17 Uhr
Sonntag, 10–12 Uhr
Zusätzliche Öffnungszeiten: siehe Veranstaltungen
(ausgenommen allgemeine Feiertage und Sommerferien der Schulen)

Besuch ausserhalb der Öffnungszeiten

Lehrpersonen können mit ihren Schulklassen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag selbständig in den Ausstellungen arbeiten. Bitte vereinbaren Sie frühzeitig einen Termin. Ein Schulangebot ist in Vorbereitung.

Führungen für private Gruppen sind über das Stadtbüro buchbar: Führungen und Pauschalangebote – Stadt Zofingen

Eintritt kostenlos – Kollekte

Kontakt

Postadresse:
Museum Zofingen
Postfach 441
4800 Zofingen

Adresse für Ihren Besuch:
Museum Zofingen
General-Guisan-Strasse 18
4800 Zofingen
Tel. 062 751 67 63
E-Mail: museum@zofingen.ch